Rund 13.000 neue Datensätze im Findbuch veröffentlicht
Die Datenbank des Findbuchs für Opfer des Nationalsozialismus wurde kürzlich mit zahlreichen neuen Daten zu Akten in österreichischen Archiven erweitert. Erstmals sind auch Akten des Niederösterreichischen Landesarchivs und des Steiermärkischen Landesarchivs im Findbuch abrufbar. Zudem wurden erstmals „Arisierungsakten“ aus dem Bestand der Vermögensverkehrsstelle im Österreichischen Staatsarchiv sowie Nachkriegsakten zur öffentlichen Verwaltung aus dem Bestand des Wiener Magistrats im Wiener Stadt- und Landesarchiv in das Findbuch aufgenommen.
Österreichisches Staatsarchiv
Der größte Teil der neuen Daten betrifft rund 5.500 Daten zu Akten der nationalsozialistischen Vermögensverkehrsstelle zu den Aktenserien „Handel“ und „Gewerbe“, die im Österreichischen Staatsarchiv verwahrt werden. Damit sind die ersten beiden von insgesamt rund 20 Aktenserien der so genannten „Arisierungsakten“ der Vermögensverkehrsstelle Wien online recherchierbar. Diese Akten gelangten nach Kriegsende über das Bundesministerium für Wirtschaftsplanung und Vermögenssicherung und später das Bundesministerium für Finanzen in das Staatsarchiv und betreffen Arisierungs- oder Liquidationsfälle in Wien und (vereinzelt) im Großraum Wien („Groß-Wien“). Sie ergänzen die bereits im Findbuch veröffentlichten Vermögensanmeldungen von Juden und Jüdinnen aus Wien.
Niederösterreichisches Landesarchiv
Die rund 3.000 Daten zu Vermögensanmeldungen aus dem Bestand des Reichsstatthalters Niederdonau im Niederösterreichischen Landesarchiv, die nunmehr ebenfalls über das Findbuch abrufbar sind, umfassen die Vermögensanmeldungen von Jüdinnen und Juden aus Niederösterreich sowie auch solche aus den zum Reichsgau Niederdonau zählenden südmährischen Landkreisen (Neubistritz, Znaim und Nikolsburg), Brünn und Prag, teils auch aus den dem Gau Groß-Wien zugeschlagenen ehemals niederösterreichischen Randgemeinden sowie vereinzelte Anmeldungen aus Tirol und Vorarlberg. Diese Daten ergänzen und komplettieren jene zu den Vermögensanmeldungen aus dem Österreichischen Staatsarchiv, dem Burgenländischen und dem Oberösterreichischen Landesarchiv, die bereits im Findbuch enthalten sind.
Steiermärkisches Landesarchiv
Erstmals sind nun auch Akten aus dem Steiermärkischen Landesarchiv im Findbuch abrufbar. Dabei handelt es sich um rund 3.300 Daten zu Rückgabe- und Rückstellungsakten des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Graz sowie rund 180 Daten zu „Arisierungsakten Bad Aussee“ aus dem Bestand der Vermögensverkehrsstelle Graz und der Vermögenssicherungsakten. Der Bestand zu Bad Aussee umfasst zum einen die Akten zu entzogenen Liegenschaften, zum anderen die Vermögenssicherungsakten, die nach der Wiederangliederung des Ausseerlandes an die Steiermark aus Oberösterreich übermittelt und als eigener Teilbestand abgelegt wurden.
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Ein weiterer neuer Datenbestand im Findbuch umfassen rund 800 Akten zur öffentlichen Verwaltung von Liegenschaften, Firmen und Kapitalgesellschaften, Handel- und Gewerbebetriebe, Kinos, Landwirtschaften und Industriebetriebe, die vom Wiener Magistrat angelegt und im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufbewahrt werden. Nach Kriegsende 1945 wurden öffentliche Verwalter oder öffentliche Aufsichtspersonen bestellt, wenn „wichtige öffentliche Interessen an der Weiterführung des Unternehmens und Sicherstellung der Vermögenswerte“ vorlagen. Betroffen waren etwa Unternehmungen, die ohne Leitung waren, weil die Verantwortlichen vor den Alliierten geflohen waren.
Über 215.000 Akten aus neun Archiven im Findbuch
Mit den neuen Datensätzen enthält das Findbuch nunmehr über 215.000 Datensätze aus neun österreichischen Archiven und ermöglicht die Suche nach Personen und Unternehmen in Archivbeständen zu NS-Vermögensentziehungen und österreichischen Restitutions- und Entschädigungsmaßnahmen. Darüber hinaus enthält das Findbuch aktuell rund 25.000 Seiten digitalisierter historischer Adressbücher, Amtskalender und Literatur aus zehn Bibliotheken, Verlagen und weiteren Institutionen, die das Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus unterstützen.
Ausgewählte Stimme zum Findbuch
Der Leiter der Abt. NÖ Landesarchiv und NÖ Landesbibliothek, Hofrat PD Dr. Roman Zehetmayer MAS, Archivdirektor: „Im Zeitalter der Digitalisierung ist die Verknüpfung von thematisch zusammengehörenden Beständen unterschiedlicher Archive eine der zentralen Aufgaben. Zum Wohle der Benützerinnen und Benützer sollten sich die Archive, Bibliotheken und andere ‚Gedächtnisspeicher‘ noch mehr als früher als Partner begreifen und miteinander kooperieren. Im Findbuch des Nationalfonds ist diese Vision ein Stück weit Realität geworden. Gerade in Österreich ist die bessere Vernetzung der quellennahen Forschung über NS-Opfer sehr zu begrüßen."
Weitere Akten zur Veröffentlichung im Findbuch in Vorbereitung
Aktuell arbeitet das Team des Nationalfonds an der Erschließung bzw. Veröffentlichung weiterer Daten aus kooperierenden Archiven, darunter die so genannten Ausfuhransuchen aus dem Bestand des Bundesdenkmalamtes, die Vermögensentziehungs-Anmeldungen aus dem Steiermärkischen Landesarchiv, „Arisierungs- und Rückstellungsakten“ aus dem Bestand des Reichsstatthalters in Niederdonau im Niederösterreichischen Landesarchiv sowie weiterer Daten aus dem Bestand der Vermögensverkehrsstelle Wien im Österreichischen Staatsarchiv.