Neue und überarbeitete Datensätze im Findbuch abrufbar

Nach einem Update sind im Findbuch neue Daten zu "Erlösen aus entzogenen Geschäften", der "Entziehung von Forderungen von Juden" sowie überarbeitete und ergänzte Datensätze zur FLD-Kartei für Wien, Niederösterreich und Burgenland und den Akten der Rückstellungskommission beim Landesgericht Salzburg abrufbar.

„Erlöse aus entzogenen Geschäften“ (SSt 5140)

Der Akt der Sammelstellen A und B mit der Geschäftszahl 5140 enthält 1.109 listenförmige Einträge zu Erlösen aus Geschäften und Unternehmen, die im Eigentum oder Besitz von Jüdinnen und Juden standen. Von der nationalsozialistischen Vermögensverkehrsstelle zur Liquidation – das heißt zur Auflösung – vorgesehen, wurden so genannte „Abwickler“ mit dem Verkauf der vorhandenen Unternehmensmasse, der Tilgung von Schulden und der Einbringung von Forderungen beauftragt. Die „Abwickler“ waren wiederum Wirtschafts- und Treuhandgesellschaften rechenschaftspflichtig und hatten einen etwaigen Überschuss aus der Unternehmensauflösung auf Konten der Vermögensverkehrsstelle bei Wiener Banken einzuzahlen. Diese Konten wurden als so genannte „90er-Konten“ bezeichnet, da auf sie 90 Prozent des Abwicklungserlöses zur Einzahlung gelangten.

Nach der Befreiung Österreichs 1945 wurden die Konten und die noch auf ihnen befindlichen Gelder vom Bundesministerium für Wirtschaftsplanung und Vermögenssicherung (ab 1950 Teil des Bundesministeriums für Finanzen) verwaltet. 1953 wurden die circa ÖS 930.000, die auf Konten der Creditanstalt-Bankverein lagen, über Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen bei der Verwahrungsstellen des Oberlandesgerichts Wien hinterlegt, jedoch auf Verlangen der geschädigten Eigentümerinnen und Eigentümer oder ihrer Erben nach und nach ausbezahlt. 1960 erhoben die Sammelstellen A und B auf verbliebene ÖS 30.000 Anspruch und erhielten im Zuge der Korrespondenz über diese Gelder die vorliegenden Listen mit den Aufzeichnungen über die geschädigten Unternehmen und den erhalten gebliebenen Geldbeträgen. Die Veröffentlichung dieser Daten im Findbuch stellt eine historische Ergänzung der Akten der ehemaligen nationalsozialistischen Vermögensverkehrsstelle über die Entziehung und die Liquidierung von Unternehmen von Jüdinnen und Juden bis 1945 dar.

„Entziehung von Forderungen von Juden“ (FLD Reg. 21340)

Unter den Vermögensentziehungen nach der Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz (dRGBl. 1941 I S. 722ff.) fielen auch Forderungen aus der Berufstätigkeit von Jüdinnen und Juden sowie ihrer Betriebe und Unternehmen, die vom nationalsozialistischen Oberfinanzpräsidenten Wien-Niederdonau betrieben wurden. Die unter der Registraturzahl 21340 als Akt der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland nach dem Ersten Rückstellungsgesetz verwahrten Unterlagen und Belege enthalten die Namen und Geldbeträge zu einer Vielzahl von geschädigten jüdischen Personen oder ihrer Unternehmen, die in der analogen Kartei zu diesem Aktenbestand (Österreichisches Staatsarchiv, Wien) nicht berücksichtigt sind. Die Veröffentlichung der Namen der geschädigten Personen und Unternehmen ist als Ergänzung der elektronisch erfassten Kartei der Finanzlandesdirektion Wien zu den Akten nach dem Ersten Rückstellungsgesetz zu verstehen. Die Dokumentation der entzogenen Beträge im Findbuch erfolgt angesichts der Umstände, dass die Unterlagen sich über vier Kartons erstrecken und unübersichtlich abgelegt sind und dass sich das Aktenmaterial in einem schlechten Erhaltungszustand befindet.

Überarbeitung der FLD-Kartei

Die rund 43.600 seit Jänner 2013 im Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus abfragbaren Einträge aus der Kartei der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland wurden systematisch überprüft und Fehler in der Schreibweise von Nachnamen und Vornamen, zu Geburtsdaten und zu offenkundig doppelt vorhandenen Datensätzen ausgebessert: Über 1.900 Datensätze wurden überarbeitet, 720 als doppelt vorhandene Einträge (hauptsächlich verursacht durch die Berücksichtigung von Frauen unter ihrem Mädchen- und dem Ehenamen in der analogen Kartei) gelöscht und rund 850 neue Einträge erstellt. Die neuen Einträge ergeben sich aus der Berücksichtigung von Ehepartnern (Ehefrauen) und Kindern, die in der Kartei der Finanzlandesdirektion für Wien nicht erfasst waren. Durch diese Arbeiten wurde nicht nur die Qualität der abfragbaren Daten, sondern auch deren Anzahl, wenn auch geringfügig, von 43.600 auf nunmehr 43.800 erhöht.

Ergänzung der Akten der Rückstellungskommission beim Landesgericht Salzburg

Bisher waren im Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus die von Dr. Albert Lichtblau im Rahmen der Forschungstätigkeit der Österreichischen Historikerkommission zwischen 1999 und 2001 angefertigten Listen abrufbar. Das Salzburger Landesarchiv hat im Sommer 2013 dem Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus eine vervollständigte Liste mit zusätzlich 441 Datensätzen zu den Akten der Rückstellungskommission übermittelt, die für das Findbuch aufbereitet und nun fertig bearbeitet und eingespielt werden konnte.

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